Wort zum Monat

Liebe Geschwister,

ursprünglich sollte Apostel Thomas Krack diesen Beitrag schreiben. Nun ist er plötzlich aus unserer Mitte gegangen und ich empfinde es, wie einst David, als sein Freund Jonatan gestorben war: „Es ist mir leid um dich, mein Bruder…“ (2.Samuel 1,26). Natürlich habe ich mir die Frage gestellt: Was hätte uns Apostel Krack geschrieben? Darauf habe ich keine Antwort.

Jährlich wiederholen sich im November einige Gedenktage. Sie berühren uns, verstärken unsere Trauer beim Abschied von geliebten Menschen, aktivieren aber auch unsere Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod und ein Wiedersehen mit ihnen. Am ersten Sonntag gedenken wir in besonderer Weise der Entschlafenen, die unerlöst in die Ewigkeit gegangen sind. Unser großer Gott bietet ihnen Heil und Erlösung an – ein Lichtblick für sie. Aus unserem Glauben treten wir gern fürbittend für sie ein. Zum Volkstrauertag wird den Opfern von Krieg und Gewalt gedacht. Er soll auch im christlichen Kontext zum Streben nach Frieden und Versöhnung anregen. Am Ewigkeitssonntag (auch Totensonntag) erinnern sich viele Christen an Verstorbene, die im letzten Jahr die Erde verlassen haben. Wir beschäftigen uns an diesem letzten Sonntag im Kirchenjahr traditionell mit zukünftigen Dingen (KNK 10). Die damit verbundenen Verheißungen sind für uns eine frohe Botschaft, weil Gott alles bereiten wird, denen, die ihn lieben (vgl. Jesaja 64,3; 1.Korinther 2,9).
Es ist Sache des Glaubens, auf Jesu Wiederkunft zur Heimholung seiner Braut zu warten und – um den großen Zukunfts-Bogen zu spannen – letztendlich in Gottes neue Schöpfung, in ewiger Gemeinschaft mit ihm zu wohnen. Das ist unsere Perspektive. Sie trägt uns durch Trauer und Leid, ist Licht in der Dunkelheit und stille Hoffnung auf ewige Seligkeit.
Grundlage für diese Zukunft ist das für alle Menschen gültige Opfer Jesu und sein Sieg auf Golgatha. Lebende und Tode dürfen darauf bauen. Jesu Sieg hat eine Strahlkraft in unsere Tage hinein. Es ist schon heute möglich, über irdische Grenzen hinweg Gott zu erleben und Gemeinschaft mit ihm zu haben. Jesus hat den Weg gelegt und bittet durch die Apostel eindringlich: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2.Korinther 5,20). Wollen wir gern dieser Bitte des Siegers immer wieder nachkommen. Wir streben nach Versöhnung mit Gott und den Menschen, indem wir einander vergeben, Frieden stiften und dem Nächsten in Gott wohlgefälliger Weise dienen. Ein solches Verhalten hilft uns, dass unser Herz im dunklen November erhellt ist und in stiller Zeit Freude in uns wohnt. Ich glaube, Apostels Thomas Krack als Botschafter an Christi statt hätte diese Gedanken unterschrieben.

Euer Thomas Matthes

(Bischof Thomas Matthes ist zuständig für die Bezirke Dessau, Dresden, Leipzig, Magdeburg, Stendal und Torgau)