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Nachruf Klara Martha Bernstein

Nachruf Klara Martha Bernstein

Liebe Geschwister,

nicht viele in der Gemeinde City West werden Schwester Bernstein (14.05.1937 - 03.02.2023) so gut gekannt haben wie die ehemaligen Schöneberger Geschwister, die sie liebevoll „Klärchen“ nannten. Die folgenden Zeilen mögen verdeutlichen, warum sie unser Klärchen war.

Ihre Kinder Achim, Margot und Martin waren u.a. in der Jugend der Gemeinde Berlin-Schöneberg sehr aktiv und so kam es oft vor, dass wir Jugendliche aus der Gemeinde bei den Bernsteins zu Hause sein durften. Das trat meist sehr spontan ein, immer bei der Frage: „Wo können wir denn jetzt noch hingehen“? Legendär waren dann die Schmalzstullen für uns, denn Brot und Schmalz hatte Klärchen für solche Fälle immer im Haus. Dieser offene und herzliche Umgang mit uns Jugendlichen spiegelte sich wider in der großen Anteilnahme und Begleitung bei der Beerdigung und dem Trostgottesdienst für Klara Martha Bernstein. Es fühlte sich für mich stellenweise fast wie ein altes Jugendtreffen an.

Ich durfte Klärchen gute 22 Jahre als Hauspriester begleiten. Obwohl sie mich schon seit der Kinderwagenzeit kannte und bis zuletzt mit Ingolein ansprach, waren wir, die Amtsträger, in den Hausbesuchen und in der Gemeinde für sie absolut „heilig“. Oft hat sie deutlich betont, dass sie immer für die Brüder betet und der Herr sie besonders beschützen soll. Sie hatte eine ganz besondere und intensive Gebetsverbindung zu Gott, ein sehr tiefes Gottvertrauen und immer die Bibel aufgeschlagen zum täglichen Lesen.

Dadurch war sie in der Lage anzunehmen, dass Gott auch die schweren Schicksalsschläge in ihrem Leben zuließ. Dazu gehörten der plötzliche Herztod ihres ersten Sohnes Achim Podobinski am 03.11.2018 (zuletzt Evangelist in der Gemeinde Potsdam), der plötzliche Herztod ihres lieben zweiten Mannes Avram Bernstein 1982, welcher sie mit 45 Jahren zur Witwe machte, die schlimme Zeit ihrer ersten unglücklichen Ehe, wo sie als junge Frau und Mutter auch an Selbstmord dachte und schließlich noch der Tod ihres kleineren Bruders auf der Flucht 1944.

Durch ihren ersten Mann lernte sie die Neuapostolische Kirche kennen. Im Mai 1958 wurde sie durch Apostel Schmidt versiegelt und im August 1958 stand sie mit 21 Jahren und ihrem fast vier Jahre alten Achim vor dem Nichts. Ihr Mann hatte sie von einem Tag auf den anderen verlassen und vorher heimlich den gesamten Hausstand aufgelöst. In dieser Zeit erlebte sie viel Hilfe durch die Amtsträger und Geschwister der Gemeinde Berlin Schöneberg. Zeitlebens hat sie das den Brüdern und der Gemeinde nie vergessen und vielfältig zurückgegeben.

Ich habe sie nie verärgert oder böse auf andere erlebt. Negative Erfahrungen mit Mitmenschen oder auch Geschwistern, die ihr mitunter sehr wehtaten, machten sie maximal tief traurig. Klärchen dann:
„Ich kann doch ihr/ihm nicht böse sein. Wir sind doch alles nur arme Sünder!“
„Ich habe den lieben Gott gebeten, mir viel Kraft zu schenken, um es zu tragen.“


Klärchen war sehr authentisch in ihrer Liebe zu Gott und kämpferisch für ihren Glauben, auch derzeit beim Rabbi in Berlin, so dass ihr zweiter Mann, Avram Bernstein, vom Judentum zum Christentum konvertieren durfte und versiegelt wurde. Herzenswunsch war es ihr, den Mitmenschen den Weg zu Gott zu zeigen, in die Neuapostolische Kirche einzuladen und zu begleiten. Wie sie es tat? Dazu aus erster Quelle noch einige Gedanken unserer Glaubensschwester Astrid Khiari:

„Sie zeigte mir vor 21 Jahren den Weg ins Vaterhaus und war meine Mentorin. In den ganzen Jahren habe ich kein böses Wort von ihr gehört. Sie begleitete mich eng bis zuletzt und war wie eine Predigt und gefühlt ein Engel für mich. Immer unterstützte Klärchen mich mit Gebeten und guten Gedanken und ganz viel Anderem, auch wenn sie selbst wenig hatte. Sie wurde meine spirituelle Mutter / Familie, komprimiert in 150 cm Körpergröße, und hat in meinem Leben und Herz und Seele ganz viele Spuren hinterlassen. Wenn die Liebe einen menschlichen Namen brauchen würde - Klärchen!“

Berlin, April 2023


22.05.2023
Ingo Sonne
M. Bernstein
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Quelle: www.nak-berlin-citywest.de/aktuelles/71



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