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„Ich vermisse eigentlich nichts“

„Ich vermisse eigentlich nichts“

Nicht nur als Priester trat Bernhard Cisar Ende 2022 in den Ruhestand, auch als langjähriger Mitarbeiter und Leiter unserer Gemeindezeitschrift zog er sich altersbedingt zurück. Wir haben ihm zum Abschied aus dieser Funktion ein paar Fragen gestellt.

Lieber Bernhard, als ich im Juli 2016 nach Schöneberg kam und irgendwann später gefragt wurde, ob ich in der Redaktion der Gemeindezeitung mitarbeiten würde, warst du schon viele Jahre in der Redaktion tätig. Seit wann warst du Mitglied der Redaktion und wann hast du die Leitung übernommen?
Puh, so genau weiß ich das gar nicht mehr. Zunächst waren nämlich die Bereiche getrennt. Es gab Verantwortliche für das Gemeindeblatt sowie auch für die Homepage. Ich interessierte mich vornehmlich für die Homepage. Da sich aber die Themen für beide Medien überschnitten, war eine Trennung doch nicht möglich. In der Redaktion mitgearbeitet habe ich von Anfang an. Die Redaktionsleitung übernommen habe ich, wenn ich mich recht erinnere, im Jahr 2013 von unserem heimgegangenen Evangelisten Detlef Holderbaum, nachdem ihn krankheitsbedingt diese Aufgabe, neben seinem Seelsorgeauftrag und weiteren Aufgaben, zu sehr beanspruchte.

Weißt du, wann alles mit der Schöneberger Gemeindezeitung begann?
Ja, das war so ziemlich kurz nach der Fusion unserer ehemaligen Gemeinden Steglitz, Schöneberg und Tempelhof Ende 2006. Wir starteten also kurz nach der Zusammenlegung der drei Gemeinden.

Die Homepage der Gemeinde Schöneberg kam sicherlich später dazu. Kannst du dich erinnern, wann sie ins Leben gerufen wurde?
Wann diese ins Leben gerufen wurde, weiß ich nicht mehr ganz genau. Aber ich glaube sie ging etwas früher als das Gemeindeblatt an den Start. Zuvor hatte die Jugend der Gemeinde Steglitz bereits eine eigene Website. Wenn ich mich recht erinnere, hieß sie st-eglitz.de. Die Schöneberger Homepage war sozusagen eine Fortsetzung der Steglitzer Jugend-Homepage. Die Redaktionsleitung hatte zunächst Alexander Seifert inne; im Juli 2009 übernahm Detlef Holderbaum.

Ich habe dich immer als sehr engagiertes Mitglied der Redaktion erlebt. Du warst immer gut vorbereitet und hast die Besprechungen zielsicher moderiert. Zu den Aufgaben eines Leiters der Redaktion kamen noch die eines Priesters dazu. Dann ist da noch die Familie und irgendwann möchte man auch etwas Zeit für sich haben. Wie hast du das alles unter einen Hut bekommen?
Also wenn ich so zurückblicke, habe ich das ganz gut geschafft, ohne dass es mir zur Last wurde. Wichtig war natürlich immer die Unterstützung durch Angelika. Für diese Unterstützung gilt ihr zuallererst mein Dank! Neben der Familie stand für mich immer die Aufgabe als Seelsorger im Vordergrund. Wenn keine wichtigen familiären Termine anstanden, begannen meine Terminplanungen also zunächst mit den Planungen der Besuche unserer Geschwister. Nun ist es ja auch so, dass man für das Gemeindeblatt und die Homepage auch nicht jeden Tag mit Redaktionsaufgaben beschäftigt ist. Es gibt Termine in der Gemeinde, für die zu planen war, wer welche Aufgabe übernimmt. Und diese Aufgaben wurden grundsätzlich schon im Vorfeld unter den Redakteuren verteilt. Ich denke, dass auch für die Familie noch genügend Zeit übrig blieb. Das kann aber letztendlich nur Angelika zufriedenstellend beantworten.

Welche Aufgaben in der Redaktion haben dir am meisten Freude gemacht?
Da ich auch privat sehr gerne fotografiere, zählte die Arbeit als Fotograf zu meiner Lieblingsbeschäftigung.

Welche Aufgaben in der Redaktion waren eher eine Last? Und, wenn es keine Last war, was hast du vor dir hergeschoben?
(lacht) Das, was ich schon mein Leben lang nicht gerne gemacht habe… Und zwar war in der Schule mein absolut unbeliebtestes Fach Deutsch. Und hier insbesondere Aufsätze schreiben. Nun wollte mein Schicksal es aber so, dass ich sowohl beruflich als auch für die Redaktion sehr viel schreiben musste. Beruflich konnte ich diese Aufgabe zu meinem Leidwesen nicht hinauszögern. In meiner Arbeit für die Medien unserer Gemeinde, für die es ebenfalls einiges zu schreiben gab, aber wohl. Und das habe ich leider auch öfter getan. Deshalb möchte ich hier die Gelegenheit nutzen und mich bei unseren Geschwistern entschuldigen, die zeitnah auf die Veröffentlichung ihrer Artikel, z. B. Berichte über Jubiläen oder Segenshandlungen gewartet haben, und diese Veröffentlichungen dann doch erst einige Zeit später erschienen.

Inwieweit hat dich deine Frau Angelika bei all diesen vielen Aufgaben unterstützen und entlasten können?
Sehr! Wenn ich einen Artikel verfasst habe, habe ich ihr diesen vorab auch immer zuerst zum Lesen bzw. zur Korrektur gegeben. Außerdem hat sie auch aktiv in der Redaktionsarbeit mitgewirkt. Des Weiteren hat sie neben unserer Schwester Ingrid Schulze als Lektorin die Entwürfe des Gemeindeblattes überprüft.

Sicherlich überwiegt das Gefühl der Freude über den wohlverdienten Ruhestand und die Möglichkeit nun Zeit für anderes zu haben. Hast du mit den bisherigen Aufgaben abschließen können oder fehlt dir die Arbeit in der Redaktion?
Nach meinem Ausscheiden aus der Redaktion war ich schon des Öfteren mit meinen Gedanken im Redaktionsteam, z. B. wenn Redaktionssitzungen stattfanden. Inzwischen weiß ich nicht mehr, wann die Sitzungen stattfinden. Zuvor hatte ich aber auch noch Zugang zu Informationen und Terminen, die für die Planung für die Gemeinde wichtig waren. Da ich diese Informationen inzwischen nicht mehr habe, habe ich sehr wohl abschließen können. Ich freue mich einfach, in der Kirchenbank sitzen zu können und dem Gottesdienst zu folgen, ohne mit der Kamera die beste Position oder die beste Bildeinstellung zu finden oder mir Notizen machen zu müssen, um einen Bericht zu verfassen.

Wenn du jetzt zurückschaust, was vermisst du?
Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich nichts. Denn ich bin seit jeher der Meinung, dass alles seine Zeit hat. Ich wollte nie ein Mensch sein, der, wie z. B. so manch amerikanische Politiker, auch im hohen Alter noch ein Amt oder eine Aufgabe anstrebt. Ich habe eine Zeitlang mitgearbeitet – und das war bis dahin auch schön.

Gibt es so etwas wie den schönsten Moment, den du als Mitglied der Redaktion erlebt hast?
„Den schönsten Moment“ nicht, denn es gab in all den Jahren viele schöne Momente. Jede Hochzeit, jede Taufe, jede Konfirmation und jede Segenshandlung sowie Gemeindefeste oder der Internationale Kirchentag waren schön. Aber ein Highlight war beispielsweise der Besuch unseres Stammapostels in Schöneberg oder auch die 125-Jahr-Feier der Gemeinde Schöneberg. Aber auch die fotografische Begleitung des Umbaus unseres neuen Kirchengebäudes für die Gemeinde Berlin-City West war für mich schön und spannend. Denn mit meinen Bildern wollte ich bei allen Geschwistern Vorfreude auf den Umzug wecken. Noch eines möchte ich gerne erwähnen: Schön war es für mich am Relaunch unserer Homepage im Jahr 2015 mitzuarbeiten. Es ist schön etwas mitzugestalten.

Gibt es so etwas wie den unangenehmsten oder traurigsten Moment, den du als Mitglied der Redaktion erlebt hast?
Mich hat es immer traurig und auch nachdenklich gemacht, wenn ein Redaktionsmitglied, aus welchen Gründen auch immer, die Mitarbeit in der Redaktion beendet hat.

Du warst auch sehr oft als Gemeindefotograf tätig. Auch wenn ich deine Kamera nie von Nahem gesehen habe, so ist auch von Weitem unschwer zu erkennen, dass du ein sehr lichtstarkes und sicherlich auch sehr hochwertiges Objektiv verwendest. Das bedeutet, du betreibst das Hobby Fotografieren mit einer gewissen Leidenschaft. Magst du uns darüber etwas erzählen?
(lacht) Gerne zeige ich dir beim nächsten Mal meine Kamera. Ja, wie oben schon erwähnt fotografiere ich sehr gerne. Meine beliebtesten Objekte sind in meiner Familie zu finden. Aber ich liebe ebenso die Landschaftsfotografie und hier insbesondere die Fotografie in den Bergen. Deren Erhabenheit und Größe faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Und wenn diese Berge dann noch im Morgen- oder Abendrot „glühen“ – einfach fantastisch! Leider bin ich viel zu selten in den Bergen. Ganz aufgegeben habe ich das Fotografieren in der Gemeinde aber noch nicht, denn ich habe den beiden Fotografen Laura und Volker zugesagt, dass ich im Notfall gerne einspringe. Und die Fotografie in der Kirche erfordert auch ein lichtstarkes Objektiv. Ich habe mir deshalb auch vor einigen Jahren mit einer Sony-Kamera, die auch Verwacklungen etwas ausgleicht und einem lichtstarken 70–200-mm-Objektiv entsprechendes Equipment zugelegt.

Gerne möchte ich dir als ehemaliges Mitglied der Redaktion und Priester in Ruhe zum Abschluss des Interviews die Möglichkeit geben an unsere Gemeinde ein Grußwort zu richten. Was möchtest du uns ins Herz legen?
Ihr Lieben, ich habe sehr gerne Aufgaben in der Gemeinde übernommen und versucht, diese mit ganzer Kraft zu erfüllen. Nachdem ich mein 65. Lebensjahr vollendet hatte und damit auch als Priester in den Ruhestand hätte gehen können, mich unser Bezirksältester und auch unser Vorsteher fragten, ob ich noch weiter als Priester dienen würde, gab es für mich nur eine Antwort: „Solange mir unser himmlischer Vater die Kraft gibt, diene ich ihm gerne. Und gerne diene ich meinen Geschwistern, bis wir als Gemeinde Berlin-City West endlich vereint in unsere neue Versammlungsstätte ziehen können.“ Gerne möchte ich in eure Herzen legen: Bringt euch ein in die Gemeinde, arbeitet gerne mit im Werk des Herrn, helft einander im Glauben und lasst uns somit gemeinsam dem Ziel entgegen gehen. Mein Wunsch ist, dass wir alle gemeinsam dieses so große Ziel unseres Glaubens erreichen. Und in diesem Wunsch sind auch unsere Geschwister eingeschlossen, die im Glauben müde geworden sind.

Herzlichen Dank für das Interview und den Einblick in dein Herz, den du uns damit gegeben hast, lieber Bernhard.


16.03.2023
Bodo Adamus
Bernhard Cisar
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Quelle: www.nak-berlin-citywest.de/aktuelles/70



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